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Interview

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«Der Berufsstolz trägt weit.»

Jonas Sägesser, Abteilungsleiter Hochbau bei der Verna AG, spricht über seinen Weg ins Handwerk, die Chancen für den Berufsnachwuchs und die Digitalisierung auf dem Bau.

Im Handwerk entdeckte Jonas Sägesser seine Stärke. Heute führt er Baustellen, arbeitet mit digitalen Werkzeugen, fördert Lernende und sieht im Bau eine stabile Zukunft für Jugendliche, Frauen und Quereinsteigerinnen und -einsteiger.

«kmu news»: Herr Sägesser, wie hat Ihr Weg ins Handwerk begonnen?

Jonas Sägesser: Ich habe als Hochbauzeichner begonnen, merkte aber recht schnell, dass mir das eigentliche Handwerk fehlt. Die Lehre als Maurer bei der Hans Graf AG in Maisprach hat mir dann gezeigt, was mir bis dahin gefehlt hatte. 2008 habe ich meine Lehre abgeschlossen, später bin ich zur Verna AG nach Sissach gewechselt. Dort konnte ich bald Verantwortung übernehmen und mich weiterentwickeln.

Was hat Sie in Ihrer beruflichen Karriere besonders geprägt?

Der Weg zum Bauführer war sicher besonders wichtig. Diese Weiterbildung in Zürich hat mir gezeigt, wie viel Gestaltungskraft im Bau steckt. Der Bau meines eigenen Hauses 2023 in Buus war ein weiteres starkes Erlebnis. Ich habe es selbst entworfen und mit Unterstützung von Kollegen gebaut. Wenn man so etwas mit den eigenen Händen schafft, versteht man, warum dieser Beruf so viel Freude bereitet.

Welche Bedeutung haben Lernende bei Ihnen?

Lernende haben eine extrem grosse Bedeutung. Wir bilden derzeit vier Lernende im Hochbau aus. Wichtig ist es, ihnen Perspektiven zu geben. Zahlreiche Unternehmen investieren viel Herzblut in die Nachwuchsförderung. Das verdient Respekt. Und die jungen Menschen spüren, was in diesem Beruf möglich ist. Wer nach vielen Jahren an einem Gebäude vorbeigeht, an dem er mitgearbeitet hat, erinnert sich sofort an diese Momente. Das gibt Kraft.

Wie verändert die Digitalisierung Ihre Arbeit?

Das sogenannte Building Information Modeling, BIM, wird künftig eine zentrale Rolle spielen. Kurz gesagt: Es bildet den gesamten Bau digital ab und wird die Zusammenarbeit aller Beteiligten verbessern. Auf den Baustellen arbeiten wir mit Tablets, Drohnen und digitalen Planunterlagen. Dies wird in Zukunft immer wichtiger und verändert die Prozesse auf dem Bau nachhaltig.

Der Arbeitskräftemangel beschäftigt viele Betriebe. Wie erleben Sie das?

Der Arbeitskräftemangel ist leider eine Realität. Wir müssen aktiv dagegenhalten. Wir haben zum Beispiel ein Lehrlingsprojekt in einem Kindergarten in Seltisberg umgesetzt. Lernende haben dort einen Spielplatz gebaut. Die Begeisterung war riesig. Solche Erlebnisse zeigen, welche Wirkung das Handwerk hat. Das weckt Interesse und baut Verständnis auf.

Welche Rolle spielt das Handwerk im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz?

Die KI wird immer wichtiger. Aber es wird immer Menschen brauchen, die bauen, reparieren, gestalten. Die praktische Erfahrung eines Handwerkers ist nicht ersetzbar durch eine KI. Das gibt jungen Leuten Sicherheit. Der Bau bleibt ein Feld mit einer langfristigen beruflichen Perspektive.

Warum ist das Handwerk eine gute Wahl für Jugendliche?

Man sieht täglich, was man erschaffen und erreicht hat. Berufsstolz entsteht sofort. Und die Wege sind offen. Vom Lernenden zum Vorarbeiter oder Bauführer ist ein realistischer Weg, wie meine berufliche Laufbahnexemplarisch zeigt. Wer möchte, kann auf dem Bau viel erreichen.

Wie wird sich die Branche in den nächsten Jahren entwickeln?

Die Arbeit wird bleiben. Sei es im öffentlichen Sektor oder im Wohnungsbau, wo akuter Wohnungsmangel herrscht. Viele erfahrene Fachkräfte gehen in den kommenden Jahren in Pension. Wir brauchen mehr Lernende, mehr Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger und mehr Frauen. Umso wichtiger ist eine solche Handwerkskampagne, wie sie der Gewerbeverband Basel-Stadt mit seinen Partnern durchführt. Dies hilft, die Aufmerksamkeit zu erhöhen.

Was geben Sie Eltern mit, deren Kinder vor der Berufswahl stehen?

Gebt euren Kindern Raum und Vertrauen. Lasst sie verschiedene Wege anschauen. Und wenn sie sich für einen handwerklichen Beruf entscheiden, stärkt sie in diesem Entscheid. Es ist ein Weg, der viel Zufriedenheit bringen kann. Ich sage aus Erfahrung: Der Berufsstolz trägt weit.

Wir sind Zukunft.
Wir sind Handwerk.

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