top of page

Interview

_MG_0059.JPG

«Man muss sich auch mal etwas zutrauen.»

Ronja Schaub hat 2024 ihre Lehre zur Spenglerin EFZ mit Berufsmatur abgeschlossen – und will hoch hinaus. 

 

Ihre Berufsausbildung hat sie bei Dalhäuser + Ledermann in Muttenz erfolgreich als beste Jahrgangsabgängerin mit der Note 5.6 abgeschlossen, heute arbeitet sie bei der Böhi + Wirz AG in Ziefen. Ronja Schaub (21) hat zwei Mal an den SwissSkills teilgenommen – und absolviert nun eine Weiterbildung zur Spenglerpolierin. Im Interview spricht sie über ihren Weg, ihre Motivation und ihre Ziele.

«kmu news»: Ronja Schaub, was hat Sie ursprünglich dazu motiviert, eine Berufslehre zu absolvieren – und weshalb genau im Spenglerhandwerk?

Ronja Schaub: Mein Vater ist einer der Firmeninhaber der Böhi + Wirz AG in Ziefen. So habe ich schon als Schülerin in den Ferien im Betrieb mitgeholfen, anfangs mit kleinen Arbeiten – putzen, aufräumen. Später durfte ich mit auf die Baustelle. Da wusste ich: Das möchte ich beruflich ausüben. Ich habe dann zwar noch eine Schnupperlehre als Hochbauzeichnerin gemacht, aber das Spenglerhandwerk gefiel mir einfach am besten.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf besonders?

Es ist ein sehr vielseitiger Beruf. Im Grunde geht es darum, das Regenwasser sauber vom Dach an den Boden zu bringen – also darum, dass es nicht ins Gebäude eindringt. Das passiert mit Dachrinnen, Kaminfassungen, Wand und Dachbekleidungen und vielem mehr. Ich finde es toll, dass man etwas mit den Händen erschafft, das Bestand hat – und dazu noch schön aussieht. Besonders schätze ich die enge Zusammenarbeit mit den anderen Handwerkern am gleichen Bauteil.

Welche Erfahrungen während der Lehrzeit sind Ihnen besonders geblieben?

Im ersten Lehrjahr habe ich bei einem Wettbewerb des Berufsverbands mitgemacht und das Modell einer Basler Fähre aus Kupferblech gebaut. Ein kleines Kunstwerk, auf das ich sehr stolz bin. Und dann natürlich mein erstes selbst fertiggestelltes Dach – das war ein grossartiger Moment.

Sie haben auch an den SwissSkills teilgenommen – gleich zweimal. Was hat Sie daran gereizt?

Beim ersten Mal haben wir im Team gearbeitet – mit einem Heizungsinstallateur und einem Sanitär zusammen. Gemeinsam haben wir eine Bar gebaut. Beim zweiten Mal war ich allein am Start. Ich musste einen Übergang von einer Fassade zu einem Dach anfertigen. Die Stimmung war super. Und ich wusste: Ich darf keine Sekunde verlieren. Ich habe deshalb gut geplant – und war am Schluss eine Stunde früher fertig. Das war ein tolles Gefühl. Von den zwölf Teilnehmenden erreichte ich den 5. Platz und war die beste von drei Frauen.

Beeindruckend! Wie geht es für Sie nun weiter?

Ich habe im Januar mit der Ausbildung zur Spenglerpolierin begonnen. Danach will ich Spenglermeisterin werden – da lerne ich dann auch vieles über die Betriebswirtschaft. Mein Ziel ist es, später eine Führungsposition einzunehmen und eigene Spenglerinnen und Spengler auszubilden.

Was würden Sie Jugendlichen raten, die noch nicht wissen, welchen Weg sie einschlagen sollen?

Nichts überstürzen. Gut überlegen, was einem wirklich gefällt – und sich nicht von anderen reinreden lassen. Wenn man einen handwerklichen Beruf lernen möchte, soll man das auch tun. Und an die Eltern: Unter stützt euren Nachwuchs. Es geht darum, was die Jugendlichen wollen – nicht darum, was euch gefällt.

Was müsste sich aus Ihrer Sicht in unserem Berufsbildungsbereich verbessern?

Ich fände es sinnvoll, wenn in der Schule schon früher über die Berufswelt gesprochen würde. Viele wissen gar nicht, welche Möglichkeiten es gibt.

Würden Sie denselben Weg nochmals gehen?

Ja, ohne zu zögern. Ich bin überzeugt, dass man sich manchmal auch etwas Unkonventionelles zutrauen muss. Und ich finde: Ein handwerklicher Beruf ist sehr erfüllend – unsere Arbeit wird nie ausgehen. Und unsere Berufe werden auch nicht durch Künstliche Intelligenz ersetzt.

Wir sind Zukunft.
Wir sind Handwerk.

bottom of page